Der Transport in Havanna

Maquina, Guagua, Taxi-Colectivo und Bici – der Transport in Havanna hat viele Möglichkeiten und ebensoviele Namen. Und auch wenn man mehr Geduld und Einarbeitungszeit mitbringen muss als in Europa, so wird man in Havanna als Tourist am Ende des Tages immer an seinem Ziel ankommen. Die Möglichkeiten dahin sind vielfältig und nicht immer sofort ersichtlich. Wer sich nicht informiert, zahlt drauf oder wartet länger. Grund genug, einen Überblick über die verschiedenen Wege zu bekommen, mit denen man in der kubanischen Hauptstadt von A nach B kommt.

Transport in Havanna - Bus

Havannas Metrobus

„Guagua“ heißt eigentlich hübsch. In Kuba bezeichnet man mit diesem Wort den Bus. Obwohl in Folge der schweren Wirtschaftskrise nach dem Ende der Sowjetunion das kubanische Transportsystem quasi über Nacht kollabierte, hat das Land in den letzten Jahren verstärkte Anstrengungen unternommen, den ÖPNV wiederzubeleben. So verfügt die Hauptstadt Havanna seit dem Jahr 2007 wieder über ein Bussystem, welches kontinuierlich ausgebaut wird. Dennoch sind die Kapazitäten bei weitem noch nicht ausreichend, um die 2 Millionen-Metropole zu versorgen.

Doch zuerst die gute Nachricht: Die mit chinesischen „Yutong“-Bussen ausgestattete Metrobus-Flotte steuert heute alle Teile der Hauptstadt an. Der Preis für eine Fahrt (egal wohin) beträgt 0,40 Centavos in nationaler Währung (CUP). Oft wird einfach eine Peso-Münze gegeben, was etwa drei Euro-Cent entspricht. Die kubanischen Stadtbusse sind damit die mit Abstand günstigste Möglichkeit, innerhalb Havannas vom Fleck zu kommen.

Der Haken: Viele Busse sind insbesondere zu Stoßzeiten chronisch überfüllt. Dann muss man mitunter quetschen und gut auf seine Sachen aufpassen. Wertsachen sollte man in Havannas Bussen immer möglichst nah am Körper tragen. Trotz der akzeptablen Taktung von durchschnittlich 10 bis 20 Minuten schwächelt das Bussystem in den Nachtstunden, von 23 bis 6 Uhr kann man auf den Hauptlinien mit höchstens einem Bus per Stunde rechnen.

Apropos Linien. Busfahrpläne sind in Havanna praktisch nicht vorhanden. Dafür gibt es im Internet einen kostenlosen Liniennetzplan. Den sollte man vorher ausdrucken und am besten auch in digitaler Form mitbringen. Vor Ort kann man zudem die wartenden Einheimischen fragen. Es lohnt sich auch, einfach mal auf gut Glück einige Stationen mitzufahren und so die Stadt zu erkunden. Das ist deutlich günstiger als der Touristenbus, der z.B. vom Habana Libre aus fährt und mit 10 CUC für eine Stadtrundfahrt zu Buche schlägt. Dafür kann man hier bei gutem Wetter eine schöne Aussicht vom freien Dach des Doppeldeckers aus genießen.

Mit dem Oldtimer durch Havanna

Die Maquinas (spanisch für Maschine) oder auch Colectivos stellen einen komfortablen und preiswerten Weg dar, Havanna kennen zu lernen. Diese Sammeltaxis erkennt man bereits von weitem an ihrem Äußeren: meist handelt es sich um rostige und etwas heruntergekommene US-Oldtimer und Jeeps, die sich deutlich von den glänzenden Touristentaxis unterscheiden. In jüngster Zeit kamen auch einige Ladas hinzu. Sie fahren feste Routen innerhalb des Stadtgebiets ab, die Fahrt kostet in der Regel 10 Pesos in nationaler Währung (ca, 0,40 €), bei einigen längeren Strecken werden maximal 20 Pesos verlangt. Man sollte wenn möglich immer passend und in kubanischen Pesos (CUP) bezahlen.

Die Maquinas decken alle wichtigen Verkehrsadern der Stadt ab. Über Línea wird Vedado mit Miramar verbunden, diese Route kostet 20 Pesos und führt bis in die Außenbezirke der Stadt. Von der 23. Straße (La Rampa) aus gelangt man für 10 Pesos in die Altstadt Habana Vieja, wo der Endpunkt das Capitolio ist. Von Habana Vieja aus bekommt man am Anfang der Straße Neptuno ein Colectivo nach Vedado. Boyeros und die Ciudad Deportiva erreicht man an der Ecke 23 und Calle G. Eine Übersicht über die Linien der Sammeltaxis hat das Magazin „La Habana“ auf S. 12 seiner August-Ausgabe (download hier) vergangenen Jahres geliefert.

Doch wie bringt man ein Colectivo zum anhalten? Hier gilt „Learning by doing“. Oft sieht man eine Gruppe Kubaner, die am Straßenrand scheinbar wild mit den Händen gestikuliert. Meist bedeutet das nichts anderes, als das hier auf eine Maquina gewartet wird. Mittels verschiedener Zeichen können erfahrene Maquina-Passagiere dem Fahrer bereits vor dem Anhalten signalisieren, in welche Richtung es gehen soll. Obwohl die Fahrer grundsätzlich wo immer möglich entlang der Route anhalten und Fahrgäste aufnehmen, gibt es einige beliebte Einstiegspunkte die oben genannt wurden.

Hält der Fahrer an, fragt man nach der Richtung: „Habana“ steht für die Altstadt, daneben gelten auch klassische Stadtteilnamen wie „Vedado“, „Miramar“ oder markante Gebäude wie „Habana Libre“ und „Capitolio“. Als Tourist sollte man vor dem Einsteigen im Zweifelsfall zum Ausdruck bringen, dass man nach einem „Colectivo“ sucht. Bei leeren Taxen kommt es nämlich häufig vor, dass der Fahrer die Touristen gerne direkt zur gewünschten Adresse fahren möchte, dafür aber auch das zehnfache verlangt – also als „normales“ Taxi arbeitet. Das geschieht manchmal nicht einmal in böser Absicht, viele Kubaner können sich schlichtweg schwer vorstellen, dass Touristen das „reguläre“ Transportsystem in Anspruch nehmen möchten. Am besten man fragt vorher nochmal explizit nach „Taxi-Colectivo“ und signalisiert, dass man 10 Pesos zahlen möchte.

Die Fahrten selbst sind in der Regel eine tolle Erfahrung. Alles riecht, klingt und sieht aus wie man es von einem alten US-Schlitten erwartet, der seit Jahrzehnten von kubanischen Bastlerhänden minimalistisch, liebevoll und mühsam zugleich in Schuss gehalten wird. Hier ergibt sich oft ein nettes Gespräch mit ganz gewöhnlichen „Habaneros“, die einem gerne behilflich sind, sollte man doch einmal die Orientierung verloren haben. Zurück kommt man in Havanna immer. Den Haltewunsch signalisiert man im Colectivo am einfachsten mit „Dejame aquí, por favor“, was schlicht „lass mich bitte hier raus“ bedeutet. Der Chauffeur wird dann umgehend an der nächstbesten Stelle rechts heranfahren. Bezahlt wird beim Aussteigen. Da niemand Lust auf lange Wartezeiten beim Fahrgastwechsel hat, sollte man sein Geld möglichst passend und vor allem in der richtigen Währung bereithalten.

In jüngster Zeit haben Havannas Maquinas durch ein paar neue Transportkooperativen Konkurrenz bekommen. Deren gelbe Kleintransporter sind klimatisiert, hören auf den Namen „Taxi-Rutero“ und befördern Passagiere ebenfalls auf fixen Routen für einen Pauschalpreis von 5 Pesos (ca. 0,20 €).

Private Taxis

Die mit Abstand schnellste und einfachste Möglichkeit der Fortbewegung (nicht nur in Havanna), sind mit Sicherheit die zahlreichen privaten Taxis. Hierzu zählen neben den „offiziellen“ gelb lackierten „Cubataxis“ (meist Ladas oder chinesische Geely-Kleinwagen) auch die tausenden anderen Taxis, die in Havannas Straßen unterwegs sind. Praktisch jedes Auto mit „Taxi“-Zeichen ist theoretisch in der Lage, Touristen von A nach B zu befördern.

Die Preise schwanken hier stark, teilweise um bis zu 100 Prozent. Grundsätzlich gilt: Nachts ist teurer als tagsüber und je älter und kaputter das Auto, desto billiger. Während moderne Autos und Hochglanz-Oldies eher höherpreisig unterwegs sind, verlangen die Fahrer von heruntergekommenen US-Autos in der Regel weniger, da ihre Motoren billigeren Kraftstoff verbrennen. Grundsätzlich sollte man jedoch immer vorher den Preis absprechen und nicht das erstbeste Angebot nehmen. Vor Hotel geparkte Taxis sind in der Regel teurer, weshalb man am besten selbst versucht ein Taxi anzuhalten. Als Faustregel gilt: Kurze Fahrten im Stadtgebiet (z.B. von Vedado nach Habana Vieja) sollten nicht mehr als 5 CUC kosten.

Etwas günstiger als Autos sind die ebenfalls motorisierten „Coco-Taxis“. Dabei handelt es sich um eiförmig ausgebaute Motorroller, die 2 bis 3 Passagiere transportieren können.

Bici-Taxis

Wer sich gern mit dem Fahrradtaxi kutschieren lässt, wird in Kuba ebenfalls fündig. Vor allem in der Altstadt sieht man zahlreiche der gelben „Bici-Taxis“, welche offensiv auf Kundenfang gehen. Mit ihnen kann man sich schnell durch die schmalen Gassen der Altstadt bewegen. Diese schweißtreibende Arbeit hat auch ihren Preis. Mindestens 3 CUC sollte man als Tourist bereits für sehr kurze Strecken einplanen. Längere Strecken sind schnell unverhältnismäßig teuer, weshalb man eher auf andere Optionen zurückgreifen sollte.

Zu Fuß

Eine großartige Möglichkeit Havanna zu entdecken, ist einfach zu Fuß zu gehen. Besonders in den frühen Abendstunden, wenn die Hitze etwas nachgelassen hat, beginnt die perfekte Zeit für ausgedehnte Spaziergänge bei denen man der Hauptstadt am nächsten kommt. Man kann dabei auch verschiedene Transportmöglichkeiten kombinieren und z.B. mit der Maquina oder mit dem Bus zurückfahren. Von der Altstadt in den Stadtteil Vedado sind es gut drei Kilometer, auf denen es viel zu entdecken gibt.

Ein Vorschlag für einen etwa einstündigen Spaziergang in Havanna:

Vom Capitolio aus kann man über den Boulevard San Raphael den Einkaufsbummel der Einheimischen beobachten. Danach geht man über das Barrio Chino in die Avenida Zanja durch Centro Habana. Die historische Infanta bildet die Grenze zwischen Centro und dem neueren Viertel Vedado. Die Ecke San Lázaro und Malecón lädt zum kurzen verweilen ein. Läuft man danach San Lázaro weiter nach oben, erreicht man vorbei den Stufen der Universität sehr schnell das Habana Libre, welches sich am Rande der 23. Straße und damit im Herzen Vedados befindet. Von hier aus findet man ohne Mühe eine Transportmöglichkeit in jeden anderen Teil der Stadt.

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