Mit ihren rund 500.000 Einwohnern ist die ehemalige Hauptstadt Santiago de Cuba heute noch immer die zweitgrößte Stadt des Landes. Sie gilt als Wiege der kubanischen Kultur, vor allem der musikalischen Traditionen des Landes und des Karnevals. Aus Santiago stammt der kubanische Son, ein Musikstil aus dem 19. Jahrhundert der mit der Band „Buena Vista Social Club“ in den letzten Jahren weltweite Bekanntheit erlangte. Auch zahlreiche berühmte Persönlichkeiten der kubanischen Geschichte erblickten in Santiago das Licht der Welt oder fanden, wie Kubas Nationalheld José Martí, hier ihre letzte Ruhe.
Trotz all der Kultur ist Santiago bereits seit den ersten Unabhängigkeitskriegen vor allem als Rebellenhochburg bekannt. Nicht umsonst fand mit der Erstürmung der Moncada-Kaserne im Jahr 1953 hier die Geburtsstunde der kubanischen Revolution statt. Das heutige Motto lautet entsprechend: „Gestern rebellisch, heute gastfreundlich, immer heroisch.“ Doch Santiago hat noch mehr zu bieten als Geschichte und Gastfreundschaft: Landschaftlich haben die Gründungsväter der Stadt einen echten Glücksgriff gemacht. In einer malerischen Bucht gelegen, kann man von hier aus einen Blick auf die Bergkette der Sierra Maestra werfen und gleichzeitig am Meer entlang spazieren.
Im Herbst 2012 wurde Santiago de Cuba vom Hurrikan „Sandy“ schwer verwüstet. Hunderttausende Gebäude wurden beschädigt oder völlig zerstört. Rechtzeitig zum 500. Stadtjubiläum im Jahr 2015 erstrahlte Santiago jedoch wieder schöner als vor dem Sturm. Zahlreiche Straßen und Geschäfte wurden saniert, hängende Stromleitungen verschwanden unter die Erde und neue Parks und Cafés erblickten das Licht der Welt.
Vorsicht! Im Juli / August kann es in Santiago de Cuba, wie im gesamten südlichen Oriente, selbst für kubanische Verhältnisse extrem heiß werden. Zu dieser Zeit findet allerdings auch der alljährliche Karneval statt, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Mehr allgemeine Tipps im Artikel Reisezeit für Kuba.
Transport in der Stadt: Santiago ist bekannt als die Stadt der Motorräder und Motorroller, was man bereits direkt nach der Ankunft sehen, hören und riechen kann. Die Zweiräder ergänzen das mittlerweile gut ausgebaute Bussystem. Für etwa 10 CUP kann man hier auf dem Rücksitz bzw. der Beifahrergondel einer solchen „Maquina“ zu festen Punkten in der Stadt gelangen. Einfach mal nachfragen! Weitere Infos zu Transport auf Kuba gibts hier.
Anreise
Mit dem Bus: Am einfachsten kommt man als Tourist mit dem Bus nach Santiago. Die staatliche Busgesellschaft Víazul steuert die Stadt von Havanna aus dreimal täglich an. Die Fahrt dauert gute 15 Stunden und kostet 51 CUC. Unterwegs werden immer wieder Pausen eingelegt, auf denen man sich mit Lebensmitteln versorgen kann. Die Linie Havanna-Santiago hält unterwegs entlang der Route in allen bedeutenden Städten, z.B. Trinidad, Camagüey, Bayamo, etc.
Mit dem Zug: Vier Züge pro Woche fahren von Havanna nach Santiago. Die Fahrtdauer beträgt 14 bis 17 Stunden. Tickets können am Devisenschalter am Bahnhof von Havanna gekauft werden, sind jedoch nicht immer ganz einfach erhältlich.
Mit dem Flugzeug: Die Fluggesellschaften Cubana und Aerocaribe steuern Santiago von Havanna aus an. Hier sollte man sich, genauso wie bei einer Zugfahrt, rechtzeitig ums Ticket kümmern. Die Preise liegen zwischen 100 bis 150 CUC.
Mit dem Camion: Wer Santiago de Cuba auf rustikale Weise erreichen möchte, kann auch mit einem der zahlreichen umgebauten LKWs (Camiones) für kleines Geld in die „Wiege des Son“ reisen. Von Bayamo aus kostet die Fahrt beispielsweise nicht mehr als 2 CUC, von Havanna etwa 15 CUC.
Sehenswürdigkeiten in Santiago de Cuba
- Wer zum ersten Mal in Santiago ist, beginnt die Stadt am besten mit einem Spaziergang vom Parque Céspedes aus zu besichtigen. Hier befindet sich die Stadtkathedrale Catedral Nuestra Señora de la Asunción, die in ihrer heutigen Form 1818 errichtet wurde. Schräg gegenüber kann mit mit der Casa Diego Velázquez das älteste Gebäude Kubas und eines der ältesten noch erhaltenen Bauwerke Lateinamerikas besuchen. In dem 1519 errichteten Bau im arabische Stil residierte einst der erste spanische Konquistador auf Kuba.
- Danach spaziert man am besten entlang des völlig neu gestalteten Boulevard Enramadas Richtung Ufer. Ein Abstecher in die zahlreichen Geschäfte lohnt sich. Neben der wohl schönsten Filiale der „Coppelia“-Eisdielen findet man hier auch einen Bio-Supermarkt sowie zahlreiche günstige Kantinen und Cafeterien. Unbedingt sehenswert ist das Hafenviertel um den Boulevard Alameda. Seit 2015 verfügt Santiago auch über eine eigene Ufermauer („Malecón“), auf der es sich herrlich flanieren lässt. In unmittelbarer Nähe kann man in der ebenfalls neuen Kleinbrauerei Cervecería Puerto del Rey ein frisches Bier für 2-3 CUC genießen.
- Zu den wichtigsten historischen Highlights der Stadt gehört die Moncada-Kaserne, die 1953 von Fidel Castro zusammen mit anderen Rebellen gestürmt wurde. Der Angriff scheiterte, zahlreiche Revolutionäre fanden hier ihren Tod. Noch immer finden jedes Jahr am Tag des Angriffs, dem 26. Juli, landesweite Gedenkveranstaltungen und politische Mobilisierungen statt. Heute dient die Kaserne als Schule und Geschichtsmuseum gleichermaßen. Wer schon einmal hier ist, sollte einen kleinen Spaziergang zum Plaza de la Revolucíon Das riesige Monument des ersten schwarzen Generals Antonio Maceo lohnt einen Besuch.
- Der Friedhof Cementario Santa Ifigenia ist zwar kleiner als Havannas „Cristobal Colón“, steht diesem jedoch in Sachen Schönheit und Prunk in nichts nach. Hier ist Kubas Nationalheld José Martí in einem eigenen Mausoleum bestattet. Noch heute findet alle 30 Minuten ein Wachwechsel der Ehrengarde statt, den man als Besucher gut beobachten kann.
- Santiago de Cuba Rum: Auch der durch seinen Rum bekannt gewordene Bacardi-Clan hat die Stadt geprägt. Der Vater Emilio Bacardi galt als Philanthrop und Kunstliebhaber. Er hat im Jahr 1899 der Stadt das landesweit erste Geschichtsmuseum geschenkt. Heute bietet das Museo Emilio Bacardi die umfassendste Kunstausstellung Ostkubas. Es gilt nicht zu unrecht als das interessanteste Museum der Stadt. Neben internationalen Klassikern ist auch eine ägyptische Mumie zu sehen.
Ausflüge in die Umgebung
- Wer sich für die kubanische Kolonialepoche interessiert oder einfach nicht genug von Piratengeschichten bekommen kann, der sollte dem Castillo de San Pedro del Morro, oder einfach dem „Morro“ von Santiago einen Besuch abstatten. Die im 17. Jahrhundert errichtete Trutzburg liegt etwa 10 Kilometer außerhalb der Stadt und kann am einfachsten per Taxi erreicht werden.
- Wie eine gemütliche Schrebergartensiedlung wirkt das kleine Inselchen Cayo Granma in der Bucht von Santiago. Mehrmals täglich besucht eine Fähre für 1 CUC die Insel Allein die Überfahrt lohnt sich.
- Santiago de Cuba Strand: Etwa 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt befindet sich der Playa Siboney, der Stadtstrand von Santiago de Cuba. In dem kleinen Dorf lässt es sich abseits des Massentourismus gut aushalten. Obwohl der Strand mit seinem braunen Strand keine Schönheit ist, bietet er ausreichend Ruhe um sich vom hitzigen Santiago zu erholen. Hier gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten in Form von Privatpensionen („Casas Particulares“), einfach nach dem blauen Anker Ausschau halten.
- Hotels: Für Pauschalurlauber ist wahrscheinlich das Hotel Melia Santiago Cuba interessant – schöne 4* Anlage!